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Die Wissenschaft hinter Fettverlust und Gewichtszunahme: Warum Kalorien nicht 1:1 zählen

Keine Lust zu lesen? Höre oder schaue Dir gerne unsere Podcast-Folge zum Thema Fettverlust und Gewichtszunahme an.



Viele Menschen glauben, dass Kalorien einfach zählen. Du sparst 500 Kalorien pro Tag. Dann verlierst Du 0,5 kg pro Woche.


Du isst 9000 Kalorien zu viel. Dann nimmst Du 1 kg Körperfett zu.


Diese Regeln klingen einfach. Sie sind aber oft falsch. In diesem Text erkläre ich, warum. Ich zeige die Wissenschaft hinter Überfütterung und Diäten.


Du erfährst, wie viele Kalorien wirklich nötig sind, um Körperfett aufzubauen. Und Du lernst, warum Frauen oft langsamer auf der Waage abnehmen als Männer. Wenn Du Fett verlieren willst, hilft dieses Wissen.


Es macht Dein Vorgehen realistischer. Es nimmt Angst vor falschen Zahlen.


Inhaltsverzeichnis



Was ist das Hauptproblem mit einfachen Kalorien-Regeln?


Viele Regeln sagen: Kalorien rein minus Kalorien raus = Fettverlust. So einfach ist es nicht. Der Körper ist kein Kalorienzähler.


Er passt sich an. Bei mehr Essen kann er mehr verbrennen. Bei weniger Essen kann er Energie sparen. Studien zeigen das klar.


Eine Übersichtsstudie hat 19 Überfütterungsstudien betrachtet.


Diese Studien kamen aus den Jahren 1985 bis 2014.


Die Forscher fassten zusammen, wie viel von der extra Energie im Körper gespeichert wurde. Die Ergebnisse überraschen viele Menschen.


  • Nur in 2 von 19 Studien wurde fast jede zusätzliche Kalorie als Körperfett gespeichert. [1]

  • In den anderen Studien wurde ein großer Teil der extra Energie nicht als Fett gespeichert.

  • Im Durchschnitt ergibt sich daraus ein Wert von 15.736 Kalorien, um 1 kg Körperfett zuzunehmen — nach den Daten dieser Studien.

Das heißt: Die Umwandlung von gegessenen Kalorien in Körperfett ist nicht konstant.


Sie ist variabel. Sie hängt von vielen Faktoren ab. Daher ist die einfache Rechnung oft irreführend.


Beispiel: Überfütterung über 8 Wochen


Eine Studie hat 16 Personen acht Wochen lang täglich +1000 Kalorien gegeben. Das sind insgesamt +56.000 Kalorien. [2]


Nach einfacher Rechnung wären das etwa 6,2 kg Fett. Die Teilnehmer nahmen aber im Schnitt nur 4,7 kg zu. Das sind etwa 25 % weniger als erwartet.


Warum war das so?


Die Studie zeigte drei wichtige Anpassungen:


  • Grundumsatz (BMR) veränderte sich individuell. Einige senkten ihren BMR um 100 kcal. Andere erhöhten ihn um 360 kcal.

  • Der thermische Effekt der Nahrung (TEF) stieg unterschiedlich. Bei manchen nur um 30 kcal. Bei anderen um bis zu 256 kcal.

  • Die größte Variation kam von unbewusster Alltagsbewegung (NEAT). Sie schwankte von -100 kcal bis +700 kcal.

Wenn jemand trotz +1000 kcal seinen Gesamtverbrauch um +1300 kcal erhöht, hat die Person effektiv ein Defizit.


Das ist überraschend. Es zeigt, wie unterschiedlich Menschen auf mehr Essen reagieren.

Was ist NEAT und warum ist es so wichtig?


NEAT heißt "Non-Exercise Activity Thermogenesis".


Das ist die Energie, die Du im Alltag verbrauchst. Also Gehen, Stehen, Tippen, Herumlaufen, Hausarbeit. NEAT ändert sich stark, wenn Du mehr isst.


Manche Menschen werden aktiver, wenn sie mehr essen. Sie bewegen sich mehr.


Andere werden träger. Sie bewegen sich weniger.


Genau hier liegt ein großer Teil der Erklärung, warum gleiche Kalorienzufuhr bei Menschen unterschiedliche Auswirkungen hat.


Unterschied: pures Körperfett vs. Fettmasse vs. fettfreie Masse


Es gibt einen wichtigen Begriffskontrast. Man spricht von:


  • pures Körperfett (Triglyceride)

  • Fettmasse (Gesamtgewebe, das Fett enthält)

  • fettfreie Masse (Muskeln, Wasser, Organe, Knochen)

Die Energiedichte ist nicht gleich:


  • 1 kg reines Fett enthält etwa 9.300 kcal.

  • 1 kg Fettmasse enthält etwa 7.700 kcal. Das liegt daran, dass Fettmasse auch Wasser und Protein enthält.

  • 1 kg fettfreie Masse hat nur etwa 1.100 kcal.

Das bedeutet: Wenn Du 1 kg verlierst, kann das viel Fett sein. Oder es kann viel wasser-/proteinbasierte Masse sein.


Das beeinflusst, wie viele Kalorien tatsächlich „gespart“ wurden.


Der Mythos: 500 Kalorien pro Tag = 0,5 kg pro Woche


Diese Regel kommt aus alten Schätzungen. Eine oft genutzte Faustregel ist: 3.500 kcal entsprechen 0,45 kg (1 Pfund) Fett.


In Deutschland wird das oft als 7.700 kcal für 1 kg genannt. Die Regel sagt: Ein Defizit von 500 kcal/Tag führt zu ~0,5 kg pro Woche.


Diese Zahl ist zu einfach. Sie funktioniert nur unter bestimmten Annahmen.


Neuere Forschung zeigt, dass die Energiedichte des verlorenen Gewichts sich mit der Zeit ändert.


Am Anfang verlierst Du viel Glykogen und Wasser. Das macht schnellen Gewichtsverlust bei relativ geringem Kaloriendefizit möglich. Später besteht der Verlust mehr aus Fett. Dann brauchst Du mehr Kalorienverlust pro kg.


Eine Analyse aus 2012 zeigte:


  • Bis Woche 4 hatte jedes verlorene Kilogramm einen Energiegehalt von ~5.000 kcal. [3]


  • Bis Woche 6 waren es ~6.000 kcal pro kg.


  • Ab Woche 6 stieg die notwendige Einsparung pro kg weiter an.

Das heißt: Am Anfang verlierst Du oft schneller. Später wird es langsamer. Ein konstantes 500-kcal-Regelwerk liefert also keine genaue Prognose über Wochen und Monate.


Warum Frauen langsamer abnehmen als Männer


Viele Frauen hören, dass Männer schneller Gewicht verlieren. Das stimmt häufig. Hier sind die Gründe in einfachen Worten.

  • Körperzusammensetzung: Männer haben oft mehr Muskelmasse. Muskeln verbrennen mehr Kalorien. Das führt zu einem höheren Grundumsatz.

  • Gewichtsverlust-Zusammensetzung: Wenn Männer in ein Defizit gehen, verlieren sie häufiger mehr fettfreie Masse. Das zeigt sich schnell auf der Waage. Frauen verlieren im selben Zeitraum oft mehr Fett. Fett hat höhere Energiedichte. Ein kg Fett ist energiereicher. Deshalb muss eine Frau oft mehr Kalorien einsparen, um 1 kg auf der Waage zu verlieren, wenn der Verlust größtenteils Fett ist.

  • Hormone: Frauen haben Zyklus-Schwankungen. Diese beeinflussen Wasserhaushalt, Appetit und Stoffwechsel.

  • Energieeinsparung (Adaptation): Frauen reagieren manchmal stärker auf ein Kaloriendefizit. Der Körper spart mehr Energie. Das verlangsamt den Gewichtsverlust.

  • Soziale und Verhaltensfaktoren: Frauen achten oft mehr auf Essen und können restriktiver sein. Das kann zu Heißhunger und Essen in Schüben führen.

In einfachen Worten: Männer sehen oft größere, schnelle Veränderungen auf der Waage. Frauen verlieren dafür tendenziell mehr Fettanteil. Das ist langfristig gesund. Aber es wirkt auf der Waage langsamer.


Was bedeutet das für Dein Ziel, Fett zu verlieren?


Wenn Du Fett verlieren willst, denk an das große Bild.


Hier sind klare, einfache Regeln aus der Wissenschaft und Praxis:

  • Konzentriere Dich auf einen nachhaltigen Trend. Die Waage schwankt. Die tägliche Zahl ist nicht maßgeblich.

  • Ein moderates Kaloriendefizit ist besser als extremes Hungern. So bleibt Muskelmasse eher erhalten.

  • Beobachte Körpermaße, Fotos und Kleidung. Diese zeigen oft die wahren Fortschritte besser als die Waage.

  • Wenn Du ab und „zu viel“ isst, ist das okay. Ein einzelner Tag oder ein Wochenende führt nicht zu sofortigem Fettaufbau. Regelmäßige Überschüsse führen dazu.

  • Mehr essen kann bei manchen Menschen den Verbrauch erhöhen. Das kann helfen, besser Gewicht zu halten. Das ist kein Freipass zum endlosen Essen.


Häufige Fragen (FAQ)


Sind 9.000 Kalorien Überschuss gleich 1 kg Körperfett?

Nein. In vielen Studien wird nicht die gesamte Energie in Körperfett umgewandelt. Menschen reagieren unterschiedlich. Im Durchschnitt der Überfütterungsstudien waren es mehr Kalorien als 9.000. Manchmal wurden viele der extra Kalorien durch Aktivität oder erhöhte Wärmeproduktion verbrannt.

Führt ein tägliches Defizit von 500 Kalorien sicher zu 0,5 kg pro Woche?

Nicht immer. Am Anfang kannst Du mehr oder weniger verlieren. Die Zusammensetzung des Gewichtsverlusts ändert sich. Muskel- und Wasserverlust spielen eine Rolle. Langfristig wird der Gewichtsverlust langsamer, da der Körper sich anpasst.

Wie viel Kalorien hat 1 kg Körperfett wirklich?

Es kommt auf den Begriff an. 1 kg reines Fett hat ~9.300 kcal. 1 kg Fettmasse hat ~7.700 kcal. 1 kg fettfreie Masse hat nur ~1.100 kcal. Deshalb ist die Zahl variabel.

Warum verliere ich nicht so schnell wie mein Freund?

Männer haben oft mehr Muskeln. Sie verlieren auf der Waage anders. Frauen verlieren häufiger Fett. Hormone und Zyklus spielen eine Rolle. Auch die Anpassung des Stoffwechsels ist unterschiedlich.


Du findest die Links zu den Studien hinter der Aussage. Diese sind mit einer Zahl in der Klammer markiert. Beispiel: [1]

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